Aus Haushaltskrise darf keine Investitionskrise werden!
(München, am 27. November 2023) „Die Lage in der bayerischen Bauwirtschaft ist ernst. Wir brauchen jetzt mutige Investitionsentscheidungen der Öffentlichen Hand. Die hohe Investitionsquote Bayerns muss unbedingt auch in der aktuellen Krise beibehalten werden. Nur mit einer funktionierenden Infrastruktur werden wir die großen Herausforderungen der Wohnungsbau- und Industriepolitik, des Klimawandels und der Energiewende bewältigen können. Deshalb darf aus der aktuellen Haushaltskrise keine Investitionskrise werden.“ Dies erklärte Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, bei der Vorstellung der Ergebnisse der Herbst-Konjunkturumfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen heute in München.
Die bayerische Baukonjunktur steht vor einem kräftigen Abschwung. Hierzu trägt besonders der weitere starke Umsatz- und Auftragsrückgang im Wohnungsbau bei. Von Januar bis September 2023 wurden in Bayern nur 42.740 Wohnungen genehmigt. Dies entspricht einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 30,1 Prozent. Vor diesem Hintergrund erwarten für das kommende Halbjahr fast zwei Drittel der befragten Betriebe (62 Prozent) eine weitere Verschlechterung ihrer Geschäfte. Weniger als 3 Prozent der Unternehmen erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung.
Der Wohnungsbau wird auf absehbare Zeit von vielen Faktoren ausgebremst. Stark gestiegene und anhaltende Materialkostensteigerungen, fehlende Förderinstrumente, fehlendes Bauland in den Metropolregionen, hohe und kostenträchtige staatliche Bauauflagen, extrem gestiegene Bauzinsen und eine anhaltend hohe Inflation führten in den vergangenen Monaten zu einer einbrechenden Nachfrage. In den kommenden Monaten ist nicht mit einer Besserung zu rechnen.
Mit Ausnahme des Ausbausektors werden von der Mehrzahl der Firmen für alle Bausparten in 2023 Umsatzrückgänge erwartet. Der LBB prognostiziert für das kommende Jahr einen spürbaren realen baugewerblichen Umsatzrückgang zwischen -7% und -11%, allerdings ausgehend von einem recht hohen Niveau.
Schubert-Raab wies auf die drohenden Folgen hin: „Der Beschäftigungsaufbau im Baugewerbe stockt. Erstmals seit über 10 Jahren droht jetzt am Bau Kurzarbeit. Denn unsere Umfrage zeigt, dass für das kommende Jahr 38 Prozent der Unternehmen damit rechnen, dass sie aufgrund der Auftragslage Kurzarbeit beantragen müssen. Für weitere 40 Prozent ist es noch nicht absehbar. Sogar betriebsbedingte Kündigungen sind für immerhin 15 Prozent der Firmen nicht mehr tabu. Umso wichtiger ist es, dass die Finanzierung der Wohnungsbauförderungsprogramme erhalten bleibt und die Öffentliche Hand weiter kräftig investiert.“
Als Hauptgründe für ihre Probleme nannten die Bauunternehmen aktuell fehlende Aufträge, Finanzierungsschwierigkeiten der Bauherren und Stornierungen bereits abgeschlossener Aufträge oder Verhandlungen über die Verschiebung von Aufträgen in die Zukunft.
Trotzdem ist Schubert-Raab zuversichtlich: „Das Bauhandwerk vertraut trotz der aktuell schwierigen Situation darauf, dass die mittelfristigen Aussichten für die Bauwirtschaft gut sind. Dies spiegelt sich auch in der nach wie vor großen Ausbildungsbereitschaft des Baugewerbes. 56 Prozent der Unternehmen wollen in 2024 in gleichem Umfang wie bisher ausbilden, jedes vierte Unternehmen will die Zahl der Lehrlinge sogar erhöhen.“